Meine Coachees wissen, dass ich ihnen gerne mit einem Satz in den Ohren liege: „Fordere Feedback ein!“. Für viele ist es immer noch ungewohnt auch kritisches Feedback zu erhalten, in anderen Branchen ist das Gang und Gäbe.
Feedback ist ein so wichtiges Instrument eine Fehlerkultur zu etablieren. Regelmäßiges Feedback (und damit meine ich öfter als jährlich) trägt dazu bei, freier arbeiten zu können. Du probierst aus, wagst mehr – das nächste Feedback kommt ja eh, wenn es anders gewünscht gewesen wäre. Das setzt eine ungemeine Kreativität frei und schafft gleichzeitig Vertrauen. Oder umgekehrt.
Positives Feedback beflügelt uns
Ein Mitarbeitergespräch oder Performance Review beinhaltet normalerweise sowohl positives als auch konstruktives Feedback. Das ist auch gut so. Für top Leistung, eine gute Idee oder tollen Einsatz gelobt zu werden, fühlt sich immer gut an. Das motiviert und wir Deutschen sind darin eh nicht spitze. Daher sollte dieser Teil nie ausgelassen werden.
Konstruktives Feedback lässt uns wachsen
Die Scheu vor konstruktivem Feedback ist groß. Dabei ist das, sofern es wohlwollend gegeben wird, der Katalysator für eigenes Wachstum. In umsetzbare Schritte heruntergebrochen, erkennst du schnell den eigenen Fortschritt. Das wiederum macht Lust auf mehr. Du entwickelst dich weiter. Der Gewinner bist du. Und das Unternehmen profitiert auch davon.
Im positiven Leadership würde sogar noch darauf geachtet werden, die Stärken seiner Mitarbeitenden zu stärken. Der Versuch Schwächen auszubügeln, schlägt aufs Gemüt und kostet ungleich mehr Ressourcen.
Dafür muss man als Führungskraft natürlich auch die Stärken seiner Mitarbeitenden kennen. Wenn du mehr dazu lernen möchtest, empfehle ich dir die Podcast-Folge „Mitarbeitergespräche positiv führen“ von Christian Thiele mit Marcus Schweighardt.
Kein Feedback-Prozess etabliert?
Nun erlebe ich es leider immer wieder, dass Unternehmen
- Mitarbeitergespräche nur einmal pro Jahr führen
- Diese nicht ernst nehmen („Du bekommst deinen Bonus eh“) oder
- Der Feedback-Prozess nicht standardisiert ist, sprich
- es keine einheitlichen Formulare gibt
- nur für Mitarbeitende einen gibt, die Boni erhalten (was ich im Sinne des Wachstums- und Motivationsgedanken, diplomatisch gesagt, für verbesserungswürdig halte)
- es kein Feedback-Training gibt, mit dem die Qualität des Feedbacks vergleichbar wird
Wenn es in einem meiner Coachings darum geht Entwicklungsgespräche zusätzlich zu den jährlichen Mitarbeitergesprächen einzuführen, kommt oft die Frage „Hast du dafür nicht eine Vorlage?“. Klar, aber die ist sehr blanko. Denn bis auf ein paar gängige Softskills, kommt es doch auf das Arbeitsumfeld an.
Bewertungskriterien richtig auswählen
Neben den Freitextfeldern gibt es ein paar Fragen zu beantworten, z.B.: Welche Wachstumskriterien der Mitarbeiter sind denn für die Abteilung relevant? Auf welche heruntergebrochenen Unternehmensziele zahlt ihr ein? Welche Mission hat das Unternehmen?
Gut definierte Kriterien helfen dabei, eine objektive Bewertung zu gewährleisten. Dies reduziert das Risiko von Vorurteilen oder subjektiven Einschätzungen, da die Bewertung anhand klarer Maßstäbe erfolgt.
Weiterhin ist es wichtig die Skala zur Bewertung zu definieren. Denn diese Klarheit sorgt dafür, dass Mitarbeitende und Vorgesetzte verstehen, was von einer erfolgreichen Leistung erwartet wird. Dies fördert Transparenz und verhindert Missverständnisse.
Der Prozess
Sind die Kriterien überlegt, gilt es zu überprüfen, ob man im gewählten Zeitraum zwischen den Entwicklungsgesprächen auch ausreichend Messpunkte hat. Das heißt, kann überhaupt beurteilt werden, ob sich weiterentwickelt wurde.
Zu guter Letzt fällt mir nur noch ein, zu definieren wie viele Leute einer Person Feedback geben sollen, auf welchen Hierarchien und aus welchen Abteilungen diese sein dürfen.
Doch, eins noch: Wenn dieser Prozess digital abgebildet werden soll, stell sicher, dass das ausgewählte Tool betriebsratskonform ist.
Mitarbeiter sind motivierter und engagierter, wenn sie klare Erwartungen haben und wissen, wie ihre Leistung bewertet wird. Gut definierte Kriterien tragen dazu bei, die Motivation zu steigern und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen. Und es macht Spaß! Entwicklung fördert den Fortschritt – persönlich und im Unternehmen.
Die Grundlagen
Wenn du zwar nach bestem Wissen und Gewissen Feedback gibst, aber es eigentlich noch nie so richtig gelernt hast, guck gerne in meinen vorherigen Blogbeitrag „Feedback geben und nehmen“. Dort erkläre ich ein ganz eingängiges, Modell, das du dir leicht merken kannst.