Führung – das lehren uns Kinder, Teil 3

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Mittlerweile habe ich zwei Töchter. Wie schön, dass das Lernen nicht aufhört! Wenn ich so die vergangenen Artikel zu dem Thema lese, merke ich, ich müsste mir auch die älteren Learnings zum Thema Führung mal wieder in mein Bewusstsein rufen.

Doch es kommt ständig etwas Neues hinzu, sowohl von der Großen als auch von der Kleinen und das, obwohl ich dachte, ich habe das alles schon mal durchlaufen. Jedes Kind ist anders. Es wird leichter, aber komplett übertragbar sind die einzelnen Phasen nicht. Genau wie in Projekten – ja, man weiß mit der Zeit wie es geht, aber Unterschiede gibt es dann doch.

Hier meine neue Auswahl dessen, was mir die Mädchen für den Beruf widerspiegeln.

1. Seeing is believing

Das erste Faschingsfest stand für meine ältere Tochter vor der Tür. Wie oft habe ich ihr erklärt, was passieren wird. Sie fand es theoretisch auch ganz gut sich zu verkleiden, als Einhorn, in pink! Praktisch war am Rosenmontagmorgen nicht viel zu holen. Erst als sie im Kindergarten die anderen gesehen hat, durfte der Rest ihres Kostüms angezogen und die Schminke aufgetragen werden.

Ich war so sehr an meine vergangenen Projekte erinnert! „Seeing is believing“ at its best! Genauso muss es Mitarbeitenden gehen, die vor einem großen Veränderungsprozess stehen. Ich kann nur jedem Projektleiter den Tipp geben, sich die angestrebte Veränderung in einem Unternehmen anzusehen, das diese schon umgesetzt hat. Wir haben das oft gemacht. Auch nach diesen praktischen Einblicken gibt es Widerstände, aber nicht in dem Umfang wie bei nur theoretischer Erklärung.

2. Du bist Vorbild

Das ist eigentlich nichts Neues. Dennoch hätte ich nie gedacht wie sehr ich als Mama unter Beobachtung stehe. Ebenso wie als Führungskraft. „Wenn die das macht, mache ich das eben auch.“ Im Positiven wie im Negativen.

Kinder ahmen Verhaltensweisen nach: „Wenn Mama Turnschuhe anzieht, will ich auch.“ „Wenn Mama böse wird, werde ich auch böse.“. Gleiches findet man im Job. In vielen Meetings sind Teilnehmer unaufmerksam, weil sie Mails checken. Guckt man rüber zum Leitwolf, steckt auch seine Nase im Laptop. Selbst das Ausschalten des Handys im Urlaub fällt leichter, wenn die Führungskraft es vorlebt.

3. Chill mal deine base

Langeweile macht kreativ. Das klingt auch in meinem älteren Artikel „Gutes Gefühl im Job“ an. Ja, Kinder können nerven, wenn ihnen langweilig ist. Dabei tut es ihnen so gut! Sie verarbeiten Vergangenes, reflektieren über Erlebtes. Es gibt Zeiten, da denke ich, tue ich meiner Tochter etwas Gutes und bastele mit ihr, male oder sonst irgendetwas. Dabei spielt sie so süß ganz alleine, wenn ihr Raum gegeben wird. Die Langeweile macht nämlich kreativ. Sie flicht ihre Erlebnisse ins Spiel mit ein. Das ist total schön und beugt dem Overload vor.

Meinen Kollegen und mir ging es auf Projekten auch manchmal so. Wir haben nur noch nach ‚Schema F‘ gearbeitet, weil wir durch die schiere Anzahl unserer To Dos gefühlt keine Zeit mehr zum Überlegen hatten. Liebe alle, das gilt sowohl für den Job, als auch für das Elternsein: blockt euch Zeit für euch selbst frei und geht achtsam damit um! Für einen Spaziergang ohne Call, fürs In-die-Luft-gucken (5 Minuten genügen schon!), für etwas, das nicht einem Abarbeiten, einer Erledigung entspricht. So bleibt ihr vor der Welle. Ihr werdet sehen, dass ihr auf neue Ideen kommt, die so wichtig fürs Business sind. Es geht. Probiert es aus!

4. Führen durch Fragen

Das überrascht sogar mich als Coach:
„Mama, was hast du da?“
„Was zu Essen.“ Es war etwas ‚Süßiges‘ wie meine Tochter sagen würde. Das bekommt sie noch nicht so oft.
„Was ist das?“
„Ach, nichts.“
„Mama, wo hast du das her?
„Aus der Küche.“
„Darf ich auch mal probieren?“
„Nee, das ist noch nichts für dich.“
„Ist das pink?“
„…auch.“
„Wie schmeckt das?“ Mannomann – lügen oder nicht? Ich entscheide mich letztlich, wie eigentlich immer, für die Wahrheit:
„Süß.“
„Darf ich mal sehen?“ Langsam habe ich das Gefühl nicht mehr drumrum zu kommen und mache meinen Mund auf.
„Ist das ein Gummibärchen? Darf ich auch? Nur einmal, Mama!“ Dabei macht sie immer ein sehr süßes Gesicht und zeigt mit ihrem Finger eine eins.

Die Kleinen erforschen halt und gehen der Sache auf den Grund. Da kann sich so mancher Recruiter eine Scheibe von abschneiden und manche Führungskraft auch. Nicht nur, um wirklich auf des Pudels Kern zu kommen, sondern auch um Interesse zu zeigen.

5. Signale lesen lernen

Wie oft habe ich mir bei meiner ersten Tochter gewünscht, dass sie sprechen lernt, weil ich nicht weiterwusste. Nun kann die Kleine auch noch nicht sprechen. Trotzdem habe ich das Gefühl sie ganz gut lesen zu können. Ich nehme mir mehr Zeit, um auf ihre Signale zu achten. So entsteht eine Kommunikation mit Worten und ohne, zwischen uns, zwischen ihr und anderen Kindern.

Interaktionen zu beobachten kann auch im Business sehr aufschlussreich sein. Oft glauben wir, keine Zeit dafür zu haben. Doch es geht darum, sie sich zu nehmen.


  • Kommt dir davon etwas bekannt vor?
  • Was bedeutet Führung für dich?
  • Was wendest du dann an, was du von deinen Kindern gelernt hast?

Ich freue mich auf deine Kommentare!

Diese soziale Interaktion finde ich immer wieder spannend! Es menschelt. Überall. Beobachte mal, welche Parallelen dir auffallen. Verkaufe deine Erfahrungen aus der vermeintlich ungenutzten Elternzeit. Das, was unsere Kinder uns lehren, können wir in keinem Buch nachlesen und ist so wertvoll!

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