Führung – das lehren uns Kinder II

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In einem vergangenen Artikel habe ich bereits darüber berichtet, was wir von unseren Kindern über Führung lernen können. Und ich lerne immer weiter!
Gleichzeitig ist dies ein Plädoyer an Arbeitgeber nicht auf diese wertvollen Learnings zu verzichten und Eltern mit verantwortungsvollen (Führungs-)Aufgaben zu betrauen! Egal, ob in Teil- oder Vollzeit.

…es fehlt nur der Nachsatz „und den Familien-Manager“, aber 2006 als der Spot erschien war Deutschland noch nicht so weit 😛


Hier also fünf neue Führungsimplikationen, die mir dank meiner Tochter einmal mehr bewusst geworden sind:

1. Einfach machen

Kinder kennen keine Scham. Es wird ausprobiert und losgelegt, was das Zeug hält. Mein Lieblingsbeispiel hier ist die Sprache: Satzbau – egal, Grammatik – egal, Aussprache – egal! Wir finden es ja auch ganz lustig, wenn aus Luftballon Flumfa wird, oder?! Wenn ich mich daran zurück erinnere wie sehr ich mir, besonders beim Französisch lernen, einen abgebrochen habe… Da kann man einfach nur sagen, ich habe mir selbst Steine in den Weg gelegt. Französisch kann ich bis heute nicht gut, trotz zwei Jahren in Genf.

Neue Dinge auszuprobieren holen einen aus der Komfortzone, machen weiser und meistens auch Spaß. Die Resonanz ist vorwiegend positiv. Außerdem helfen Menschen gerne. Also, einfach mal machen – nicht zu lange drüber nachdenken.

2. Transparenz

Der nächste Punkt hat viel mit Kommunikation und Veränderungsmanagement zu tun. Ich bereite meine Tochter immer auf unsere anstehenden Events vor. So weiß sie, woran sie ist. Allerdings passe ich auch auf, dass das Angekündigte nicht zu weit in der Zukunft liegt. Denn zum einen kann sie eine zu weite Zeitspanne noch nicht überblicken. Zum anderen nützt es niemandem, sich über Schritt 3 Gedanken zu machen, bevor die ersten beiden gegangen sind, noch dazu, wenn sie nicht in der eigenen Entscheidungsgewalt liegen.

Übertragen auf das Business könnte man das „die Kommunikation der kleinen Schritte“ nennen, wie ich es auch für Change Kommunikation empfehle. Mitarbeiter wollen auch darüber informiert werden, was die nächsten Schritte sind und einen Fahrplan erkennen.

3. Stress überträgt sich

Eigentlich ist das keine neue Erkenntnis. Doch in jüngster Vergangenheit, während der Vorbereitungen des Karrieretags, habe ich meine Tochter oft anderweitig betreuen lassen und wenn ich da war, habe ich mich schlecht auf meine Familie konzentrieren können. Ich war nervös, wie mein erster Messeauftritt laufen würde und natürlich sollte alles sitzen. Das führte zu einer kurzen Zündschnur bei mir. Das auf ein Kind angewandt, das selbst vom hin- und herreichen gestresst war, war keine gute Kombi.

Ich behaupte, dass Mitarbeiter das ebenfalls spüren, wenn ihr Vorgesetzter gestresst ist und sich davon beeinflussen lassen. Die Folgen sind meist negativ: Stress führt zu noch mehr Stress – und der macht krank.

4. Umgang mit Mini-Katastrophen

Kürzlich hat ein Kollege mir erzählt, dass er mal einen Vorgesetzten hatte, der lieber Eltern als kinderlose Mitarbeiter angestellt hat. „Die können besser mit kurzfristigen Katastrophen („ich habe letzte Nacht nur zwei Stunden geschlafen, weil wir in die Notaufnahme mussten“) umgehen. Dem habe ich nicht mehr viel hinzuzufügen 😉.

5. Multi-Projekt-Management

Ich bin immer noch beeindruckt und dankbar dafür, wie schnell ich von einer Rolle ich die andere schlüpfen kann. Bis 17 Uhr geht der Call. Um 17.05 Uhr stehe ich auf dem Spielplatz. Die Kinder schaffen es, einen aus Gedanken an die Arbeit zu reißen.

Und der Problemlösung hilft es häufig auch, denn genau diese Pausen sind es, die uns wieder kreativ machen. Mit Kind muss man schnell umschalten können. Eine Qualifikation, die man auch als Projekt Manager und jedem anderen Job benötigt, in dem viele Bälle gleichzeitig in der Luft gehalten werden müssen.


Erinnerst du dich an diesen Werbespot von 2005? Ich finde, wir sollten als Eltern auch öfter davon reden, dass wir nicht nur Angestellte sind, sondern auch ein Familienunternehmen führen!


Zwei weitere Punkte, hatte ich letztes mal schon, sie verlieren aber einfach nicht an Bedeutung:

Intuition

Kinder haben feine Antennen, auf die wir bei uns selbst verlernt haben zu hören. Dass das so ist, hat einen ganz klaren Grund: wir können alles googlen, erfragen, nachschlagen. Über die letzten Jahrzehnte verlassen wir Erwachsene uns immer mehr darauf, was Experten sagen, egal, woher sie stammen. Nachrichten gehen um die Welt. Noch nie war es so einfach Informationen zu verbreiten, egal, ob es eine Meinung, Nachrichten oder Forschungsergebnisse sind. Kleinkinder müssen sich im wahrsten Sinne des Wortes auf ihre fünf Sinne verlassen. Das tun sie und das funktioniert auch.

Probiere es doch auch mal wieder aus statt ins Handy zu gucken, deinen Menschenverstand zu fragen! Im Büro hast du im Zweifel auch gar nicht die Zeit Google zu fragen, sondern musst aus dem Bauch entscheiden. Wenn dir das zu stark abhandengekommen ist, übe mal wieder.

Erfolge feiern

Kennst du das von deinem Kind auch: es hat etwas Neues geschafft, das Puzzle zum ersten mal alleine gepuzzelt, auf einen noch höheren Turm geklettert als sonst. Und das wird gefeiert! Gelacht, Arme in die Luft gerissen – Freude pur! Kinder können sich selbst und ihre kleinen Schritte des Erfolgs so wunderbar feiern!
Das ist wirklich wert sich abzugucken! Denn es macht glücklich und hilft der eigenen Visibilität – eine Kompetenz, an der besonders wir Frauen noch feilen können. Im Team steigert das die Motivation, zeigt Anerkennung des Geleisteten und stärkt das Wir-Gefühl.

Und du?

  • Was bringen deine Kinder dir bei?
  • Was ist das beste Learning, das dein Kind dir geschenkt hat?
  • Was machst du im Business besser seit du Elternteil bist?

Ich finde es schade, dass die Elternzeit für die Karriere oft als verlorene Zeit gesehen wird. Wir lernen so viel Neues über zwischenmenschliche Kommunikation, Interaktion, Intuition, etc. Das ist es wert sich zu Nutze zu machen und es auch so zu verkaufen!

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