5 Fragen an…
Mirco: Vom Banker zum Berufsschullehrer

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Mit Mut in eine neue Laufbahn

Mirco hat im Finanzbereich Karriere gemacht: angefangen von einer Bankausbildung, über sein Studium mit Schwerpunkt Finanzmanagement bis zu seiner Anstellung in einer der größten deutschen Banken. Mit Mitte 30 hat er sich für einen radikalen beruflichen Wandel entschieden — er kehrt der Bankenbranche den Rücken und wird Berufsschullehrer. Dieser konsequente Entschluss bedeutet für ihn z.B. selbst noch einmal für mehrere Jahre zu studieren. Nun ist er nicht nur Bankkaufmann und Diplom-Betriebswirt, sondern auch Wirtschaftspädagoge. Er erklärt uns wie er seinen Traumberuf gefunden hat, wie er den Mut aufgebracht hat ihn zu verfolgen und was es für ihn bedeutet, jungen Auszubildenden seine theoretischen und praktischen Erfahrungen näherzubringen.

Was war der Schlüsselmoment, der dich dazu gebracht hat, deine feste Position in der Bank zu kündigen und noch einmal studieren zu gehen?
Ich hatte fünf Jahre lang einen attraktiven, gut bezahlten Job als Firmenkundenbetreuer in einer Bank. Dennoch, in diesem ganzen Verlauf, war in mir immer dieses Gefühl „ich gehöre hier nicht 100%ig hin“. Meine Aufgabe war es, Finanzprodukte an den Kunden zu bringen. Ich war vor allem Verkäufer. Und mit diesem Schwerpunkt habe ich mich letztendlich nie identifiziert.
2014 ist dann mein Schwager dann an Krebs erkrankt. Das war wie ein Schlüsselmoment zu sagen „du hast es in der Hand wie du diese nächsten 30 Jahre gestalten willst, man lebt nur einmal“. Natürlich hatte ich nach der Entscheidung auch Muffensausen. Ich war davon überzeugt, ich tue mir etwas Gutes damit, das zu machen, was schon seit vielen Jahren in mir steckt: Lehrer, Berater, Betreuer, Unterstützer, Vermittler zu sein.

Kurze Zwischenfrage: Wäre für dich kein alternativer Beruf in der Bank infrage gekommen?
Nee, ich wusste ja, ich wollte Berufsschullehrer werden.

Noch eine kurze Zwischenfrage: Woher wusstest du das?
Weil ich während meiner beruflichen Tätigkeit in der Bank auch Dozent war. Ich habe damals schon nach meiner Ausbildung als Referent andere auf Prüfungen vorbereitet. Das war immer das, was mir auch richtig Spaß gemacht hat, vor der Klasse zu stehen und über das zu reden, was mich interessiert, nämlich die Wirtschaft, z.B. was in einer Bank passiert. Ich möchte mir zusammen mit den Lernenden die Materie erarbeiten und erschließen.
Und offen gestanden, wenn ich mich hier jetzt so reden höre, dann hört sich das für mich auch wieder total schlüssig und glaubwürdig an.

Was war deine größte Herausforderung dabei?
Als mir klar wurde, ich will die Veränderung, gab es keine Herausforderung. Da war Aufregung, Aufruhr, man weiß, es endet jetzt ein Kapitel. Aber das war keine Herausforderung. Es fiel mir leicht, etwas Neues zu starten.
Während des Studiums gab es natürlich Herausforderungen, z.B. wenn die dritte Hausarbeit parallel geschrieben werden musste. Aber ich habe sie größtenteils genossen. Die Erfolge waren größer als die Momente des Zweifelns.

Hat es dir geholfen, dass du schon mal Student warst?
Ohne Frage! Die Unterschiede zwischen damals und heute könnten größer nicht sein. Ich habe dieses Bewusstsein gehabt, heute weniger für Noten zu studieren als damals. Und ich spürte auch diesen Wettbewerbsdruck nicht mehr. Damals wollte man zu den Besten gehören. Man wusste, dass ein sehr guter Abschluss einem Türen öffnet. Im zweiten Studium habe ich es einfach genossen, in der Bibliothek und auf dem Campus zu verweilen.

Was bedeutet es dir zu lehren?
Der Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden, die neugierig sind, hat mir immer sehr viel bedeutet. Er motiviert mich, er hat mich offen gemacht. Er hat mir auch gezeigt, dass ich, eigentlich schon seit meiner Jugend, einfach Freude dabei habe.
Ich erinnere mich auch noch immer gerne an eine Anekdote aus einer Vorlesung bei unserem alten gemeinsamen Studiengangsleiter. Da habe ich zusammen mit ausländischen Studierenden eine Präsentation über die Asian Financial Crisis gehalten. Danach sind einige an mich herangetreten, die gemeint haben, ich solle Professor werden. Ich fühle mich da vorne auch echt wohl!

Wie würdest du Leuten raten vorzugehen, die selbst am Zweifeln sind, ob sie sich beruflich neu orientieren sollten?
Es sind nach der Kündigung einige Kollegen auf mich zugekommen und meinten, sie beneiden mich. Nun verstehe ich, dass es Situationen gibt, in denen man so etwas nicht mehr machen kann. Auch wenn es vielleicht Mittel und Wege gibt. Mein Rat ist: Bringe den Mut auf, dich dahingehend zu verändern, dass es dich dir näherbringt und dich weiterbringt. Mir ist wichtig, dass man es wirklich erreichen kann, statt sich auszuprobieren oder in Abenteuer zu stürzen. Wenn man ehrlich zu sich ist und feststellt, es wird unterstützt, dann wünsche ich den Leuten den nötigen Mut, es auch durchzuziehen.

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