Anfang Oktober hat DIE ZEIT einen Bericht auf ihrer Titelseite abgedruckt, der „Macht endlich Platz, Männer!“ betitelt war. Inhalt war der Herbstbericht der AllBright Stiftung, die sich für mehr Frauen und Diversität in Führungspositionen in der Wirtschaft einsetzt. So war das in der ZEIT aufgegriffene Thema, dass in Deutschland immer noch zu wenige Frauen in Führungspositionen sind.
Die Kommentare auf diesen Bericht, die ich direkt nach Erscheinen der Ausgabe (No. 42) auf ZEIT online gelesen habe waren eindeutig: eine Frauenquote kommt nicht gut an. Mittlerweile sind die meisten Kommentare redaktionell überarbeitet, sprich, entfernt worden.
Reicht die eigene Kraft aus?
Die Debatte um einen gesetzlich verankerten Frauenanteil in Vorständen oder Führungspositionen ist kontrovers. Es gibt viele Argumente dafür…
- Gemischte Teams leisten mehr, benennen mehrere Studien.
- Mit der Quote wird eine Chance geschaffen, Frauen überhaupt in den Fokus zu rücken.
- Veränderung, hier zu einem gemischten Führungsstil, entsteht häufig ab einer kritischen Masse von 30 Prozent. Hier hilft die Quote.
…und viele, die dagegen sprechen.
- Wo Frauen herholen, wo keine sind (s. MINT-Fächer)? Anders herum gibt es auch keine Männerquote in von Frauen dominierten Berufen wie in der Pflege, Erziehung und so weiter.
- Niemand möchte die Quoten-Frau sein und sich die Missgunst männlicher Kollegen einhandeln.
- Wenn Frauen sich die Verantwortung nicht zutrauen, sollten sie dazu auch nicht gezwungen werden.
Eine internationale Einordnung
In dieser Debatte kann man über die Argumente vom Hölzchen auf das Stöckchen kommen.
Was jedoch wirklich meine Aufmerksamkeit in der Studie erregt hat, ist der internationale Vergleich:
In Deutschland gibt es nur vier DAX-Unternehmen mit mehr als einer Frau im Vorstand. In den USA haben 47 Prozent aller Unternehmen einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent und 97 Prozent der Großunternehmen mindestens zwei Frauen im Vorstand.
Hinzu kommt, dass die gesetzlich zur Frauenquote verpflichteten 160 Unternehmen aus DAX30, MDAX und SDAX sich auch einen Frauenanteil von null Prozent geben können. 55 von ihnen haben das bis 2022 auch getan.
Aus meiner Sicht ist das für alle Arbeitnehmerinnen dieser Unternehmen demotivierend und altertümlich. Trotz häufig besserer Bewertungen, stellen Frauen ihr Licht oft unter ihren Scheffel. Von einer deutschen McKinsey Partnerin weiß ich, dass das Beratungshaus mindestens 50 Prozent mehr Zeit in die Rekrutierung von Frauen stecken muss als in die männlicher Kandidaten, um sein Diversitätsziel zu erreichen. Ladies, traut euch den nächsten Schritt zu wagen! Sie sind gut ausgebildet, erfahren, haben Spaß und finden Erfüllung in Ihrer Arbeit. Da kann doch nur etwas Gutes bei rauskommen!
- Was denken Sie, hindert Frauen daran mehr Karriere zu machen?
- Was hemmt Sie, sich auf die nächsthöhere Position zu bewerben?
- Welche externen und welche intrinsischen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um die weibliche Karriere zu fördern?
- Wie unterstützen Sie andere Frauen ihre Wege zu gehen?
Ob mit oder ohne Quote
Wir sind unseres eigenen Glückes Schmied. Wir müssen unsere Karriere und unser Leben selbst in die Hand nehmen. Wenn Sie ein klares Bild davon haben, legen Sie los!
Und sollten Sie sich unsicher sein, lassen Sie sich unterstützen – wir Coaches sind für Sie da. Ein angestrebter Positionswechsel und die Begleitung der ersten Monate sind nur ein Beispiel für ein Coaching. Los geht’s!
Per Mail haben mich diese Kommentare von Nora, 35, Digital Solutions Product Developer, erreicht:
Karriere-orientierten Frauen wird oft Verbissenheit, überzogener Egoismus und „unsympatischer“ Kampfgeist vorgeworfen, was Männer bei gleichem Verhalten nicht zu befürchten haben. „Girls shall please“ ist hier immer noch der gesellschaftliche Standard – wenn man als Frau ungemütlich wird oder direktiv, ist man gleich die Zicke, die ihren Platz nicht akzeptieren will. Es stellt sich die Frage, ob man es sich selbst oder der Gesellschaft recht machen will, oder ob man es aushält, dass andere einen doof finden.
Keiner will die Quoten-Uschi sein: Die Ladies, die wirklich bereit sind sich zu beweisen und in den Vorstand zu kommen, haben keine Lust hinterher „herunter-quotiert“ zu werden mit der Begründung (wahr oder nicht), man sei ja nur der Quote wegen auf seinem Stuhl.
Zu behaupten ohne Quote keine gleichberechtigte Beteiligung heißt im Umkehrschluss, dass man spezieller Förderung bedarf, weil man ansonsten chancenlos ist. Möchte ich nicht glauben – tue ich tatsächlich auch nicht.
Kulturell und gesellschaftlich gesehen, glaube ich, dass Frauen prozentual weniger häufig Karriere-Ambitionen haben als Männer. Wenn 4/5 der Jungen Ola Kelenius werden wollen, dann vielleicht nur 2/5 der Mädchen Susanne Klatten. Es wird sich in Herren-Kreisen sehr viel häufiger über das Gehalt und den Status definiert als bei Frauen. Wirtschaftliche Unabhängigkeit durch Heirat ist immer noch gesellschaftlich akzeptiert in der Damenwelt, bei den Herren würde man die Nase rümpfen.
Wer wirklich in den Vorstand will, der kann das auch als Frau schaffen – die gesellschaftlichen Faktoren sind da eher ein Hindernis: Kind und Karriere funktioniert nur mit Einschnitten in allen Bereichen – keine Kinder zu wollen, um sich der Karriere zu widmen wird immer noch nicht akzeptiert – das Bild der „Glucke“ ist sobald ein Kind da ist ewig präsent.
Kind und Karriere: „Biologisch benachteiligt“ – es fehlen einer Frau immer 1-3 Jahre in der beruflichen Entwicklung und auch betrieblichen Positionierung wenn man ein Kind bekommt (steigt natürlich bei mehr Kindern bis auf 5-7 Jahre), dementsprechend ist es schwierig in gleicher Zeit die gleiche Qualifikation zu erreichen wie Männer. Man wird also nicht im gleichen Turnus mitberücksichtigt und danach die Kinder-Planung zu richten wird eher schwer.
Am 20. November 2020 beschließt der Bundestag eine Frauenquote in Vorständen:
https://www.tagesschau.de/inland/frauenquote-165.html